Das Ganze rund um
Georgien, Aserbaidschan, Armenien und der Türkei brauche ich wohl
keinen Austrianer näher bringen. Als ich am Dienstagnachmittag von
der Absage des Hinspiels erfahren habe, war für mich sofort klar,
dass ich wo anders ein Spiel sehen will. Immerhin hatte ich ja 3 Tage
Urlaub schon gebucht. Ich suchte noch am Dienstagabend nach anderen
möglichen Spielen.
Am Mittwoch Partizan – Fenerbace (hier konnte ich so kurzfristig
keine Leute auftreiben), am Donnerstag Stuttgart –
Györ (schied auf Grund der Kartennachfrage aus. Es wäre auch
kein neuer Groundhopperpunkt gewesen), Prag – Panatinakos (Eh
klar warum das nichts geworden ist. Wäre wieder kein neuer Punkt),
Slovan Liberec – MS Zillina (hier lag kein Interesse da) und das
Spiel im slowenischen Celje, NK Laibach – Hertha BSC.
Mit einem „schiefn“ Atzgersdorfer und Markus wollten
2 Veilchen, die nicht zum Hinspiel gegen WIT konnten, mit mir
mitfahren. Den Benny konnte ich mit einer SMS mitten in der Nacht
(Donnerstag 14 Uhr Abfahrt! Reisepass und Geld mitnehmen!) für
diese Fahrt gewinnen. Wie geplant konnten wir dann die Fahrt am
Donnerstag starten. In Schützen kam schon die erste
Ernüchterung für den „schiefn“ Martin. Das
Schenkhaus hatte „Urlaub“. Während er in der
Halle den Weinbauern Andi mit y auf dem Wecker ging, versuchte ich Andi
mit y wegen dem nicht fahrbereiten VW Bus auf dem Wecker zu gehen. Noch
vor 15 Uhr konnte wir fahren. Weit kamen wir aber nicht. Ich musste zum
nächsten Supermarkt um eine Tube Superkleber zu kaufen, da der
Rückspiegel vom VW Bus im Handschuhfach lag. Der Superkleber hatte
doppelten Erfolg. So hielt der Spiegel die ganze Fahrt und der Sprung
in der Scheibe weitete sich nicht aus. Bei der Fahrt bis zur Grenze
unterhielten wir uns mit den Musikkassetten von Petra. Die „Bravo
Hits 17“ war echt der Hammer! Noch vor der Ankunft in Slowenien
musste ich die Autobahn verlassen.
Ich wollte keine 35 Euro Mautgebühr bezahlen! Auch wenn dieses
Mautpickerl 6 Monate gilt, war es 35 Euro nicht wert. Durch das
hügelige Land mit zahlreichen Kurven schaffte der VW Bus selten
mehr als 80 km/h. Ganz wichtig für den VW Bus war das Tanken. Der
Liter Diesel kostet in Slowenien 1,197 Euro. Einmal voll tanken bitte!
Gegen 19 Uhr waren wir in Celje. Keiner von uns 4 würde behauten
dass ich mich in dieser Kleinstadt verfahren habe, denn sie haben
immerhin eine Stadtrundfahrt bekommen. Neben dem Stadion befindet sich
ein Einkaufszentrum. Ganz schön „westlich“, diese
Anlage. Somit war das Parkplatzsuchen schnell erledigt. Die Suche
nach den ersten deutschen Fans dauerte hingegen an. Mulmiges
Gefühl kam ein wenig auf. Hoffentlich spielten sie doch nicht in
der slowenischen Hauptstadt.
Vereinzelt konnten wir Auto mit deutsche Kennzeichen sehen. Das
beruhigte uns. Für 10 Euro bekamen wir eine Karte für den
Berliner Sportclub Sektor. Glaube aber dass alle anderen Karten auch 10
Euro gekostet haben. Einheitspreis um Leute ins Stadion zu bringen.
Immer hin liegt Laibach 80 km vom Austragungsort Celje entfernt. Das
Heimstadion von NK Laibach ist nicht UEFA Cup tauglich. Bitte denkt
jetzt nicht an das Stadion in Kostanay.
Bei einer Kneipe neben dem Stadion bekam die 3 Jungs noch ein Bier. Bei
meiner Bestellung gab ein kleines Problem. Da ich zu denen gehöre,
die kein RED BULL trinken musste ich mir natürlich ein
„Shark“ bestellen. Die nette Kellnerin, Carmen ihr Name,
wollte meine Bestellung in Englisch hören. „It´s the
same in english! One shark, please!” In dieser Kneipe waren keine
10 Hertha Fans. Für „Stimmung“ sorgten 2 besoffene (?)
Hertha Fans, die immer wieder ihre Liebe zu Carmen äußerten.
Und das nicht nur besoffen, sonder auch auf
„Deutschland“-englisch. Ein Horror!
Die Kontrollen beim Stadion waren nicht besonders streng, aber doch
fast genau. Fast deswegen, denn beim „Schiefn“ wurde die
Karte nicht entwertet. 10 Euro unnötig rausgeworfen. Einige
Stockwerke durfte wir raufgehen. Auf der sicher 2.000 Fans fassenden
Hintertortribüne war ein kleiner Teil ganz oben für die
Hertha Fans abgesperrt. Hätten vielleicht 200 Fans reingepasst.
Bis zum Spielbeginn waren es dann geschätzte 120 Fans. Weil wir
bei der Fahrt von 500, 2.000, 5.000 usw. deutschen Fans gesprochen
haben, waren wir über die Quantität enttäuscht.
Wir sprachen mit einem mitgereisten Berliner (österreichisch:
Berliner und nicht Faschingskrapfen!), der uns nur erklärte dass 2
Busse da waren, sowie vereinzelt Fanfreunde aus Karlsruhe und
Straßburg. Ein Blick durch das Stadion brachte mich schon zu
größenwahnsinnigen Vorstellungen. Das Stadion sieht zwar
groß aus, weißt aber eine Kapazität von nur knapp
14.000 auf. Rechts und Gegenüber fehlt noch das Dach. Das Stadion
kann aber noch nicht alt sein. Schaut sehr nach Neubau aus. Dieses
Stadion wird auch von der slowenischen Nationalmannschaft benutzt. Vor
dem Spiel kam keine große Stimmung auf. Weder bei den Laibach
Fans, noch bei den Deutschen. Die Hertha Fans klatschen ein wenig.
Bei Spielbeginn waren dann die Jungs aus der Stadt an der Spree aktiv.
Lautstark fingen sie jetzt an, ihr Team zum Sieg zu verhelfen. Nur
weiß ich nicht ob das Lied mit dem Textausschnitt „Wir
kommen ins Finale....“ der Richtigkeit stimmt. Immerhin ist es
leicht möglich dass ein Halbfinale FK Austria Wien- Hertha BSC
heißt. Bei diesem Lied kam mir der Gedanke, dass wir im Falle
einer Gruppenphaseteilnahme 08/09 noch auf diese Hertha treffen werden.
Ihr „Ha ho he, Hertha BSC“ besangen wir auch. Aber nur
kannten wir das anders. Dass die Hertha Fans eine heiße Fahrt
hinter sich hatten, bekamen wir mit der Nase mit, als sie „1,2,3
Oberkörperfrei“ sangen und sich aktiv daran beteiligten. Am
Feld präsentierte sich der Gewinner, der Fair-Play-Wertung der
UEFA wie ein echter Gewinner, einer Wildcard. Anders hätten sie es
nie und nimmer in einen europäischen Bewerb geschafft.
Stark waren sie nicht. Ihr Favoritenrolle konnten sie nicht gerecht
werden.
Durch einen Torwartfehler in der 16. Minute kam die Hertha zum 1-0. Der
Ball kullerte langsam ins Tor. Freude kam nicht bei allen Mitgereisten
auf. Manche blieben sitzen und klatschen nur. Sie wurden also nicht vom
Hocker gerissen. Die Ultraorientierten zündeten zur Freude
Bengalische Lichter an. Den Zünder, die in der ersten Reihe
standen, wurde nach und nach die Bengalischen von Feuerwehrmänner
weggenommen. Friedlich. Einmal musste die Feuerwehr einen Sitz
löschen. Aber alles im akzeptablen Rahmen. Spielerisch gefiel mir
das Spiel nicht so toll. Der Support der Berliner glich das mehr als
nur aus und deswegen war es eine Richtige Entscheidung nach Celje zu
fahren. Als der Schiedsrichter zur Pause pfiff waren alle Hertha Fans
zufrieden.
Nicht lange dauerte das. 2 Fanbeauftragte (in Deutschland sind das
keine Polizisten, sonder Leute die beim Verein arbeiten, aber den
Kontakt zur Polizei haben) gingen zur ersten Reihe und suchten mit
einigen Personen das Gespräch. Nach der Reihe verließen Fans
den Block und stellten sich oben der Polizei. Weil es immer mehr
wurden, erkundigte ich mich was da los war. Mir wurde erklärt das
die Fackelzünder zur Polizei müssten und dass keine Fackeln
mehr angezündet werden dürfen, sonst würde der Block
geräumt und alle müssten heimfahren. Ohne irgendeiner
Polizeiaktivität fanden sich nachher 10 Fans in Polizeigewahrsam.
Ohne dass diese 10 Leute von irgendeinem Polizeibeamten nur
angesprochen wurden. Nichts! Sie stellten sich. Ich wollte über
diese Situation mehr erfahren. Mir wurde anfangs gesagt, dass sie pro
Person 50 Euro auftreiben müssten, oder die 10 würden die
Nacht in Slowenien verbringen. Natürlich in einer dafür
vorgesehenen Unterkunft. So machten sich die Deutschen aus, dass jeder
der 10 Fans, 10 Euro selber zahlen müsste und der Rest würde
durch Spenden aus dem Sektor finanziert. Ich beteiligte mich auch an
den Kosten. Immerhin habe ich eine tolle Pyro Show bekommen.
Als der Einsammler zurück kam, um wieder Geld zu bekommen, erfuhr
ich, dass die Slowenen jetzt 200 Euro pro Person haben wollten. Das
wären 2.000 Euro. Bei 120 mitgereisten Fans ergibt das über
15 Euro pro Person. Wäre als teurer als die Eintritts Karte, aber
billiger als die Fahrt von Berlin (70 Euro). Diese 2.000
Euro bekamen sie, wie erwartet nicht zusammen. Der Krisenrat von ihnen
beschloss dann dass unfassbare. Etwas was ich im Klubfußball noch
nie erlebt habe. Klubfußball, denn England –
Österreich in Manchester im Oktober 2005 war ein Länderspiel.
Noch bevor die 2. Halbzeit begann, rollten die Hertha Fans die
Zaunfahnen ein, die Doppelhalter wurden verpackt, die Trommel abmoniert
und gut 60 Leute gingen aus dem Stadion raus. Auf den Support der
Mannschaft wurde verzichtet. Ich kann mir nicht Vorstellen, dass diese
Aktion irgendeinen juckte. Immerhin waren die Verantwortlichen und die
Polizeibeamten froh, dass keiner mehr was anzünden konnte. Weiter
kann ich mir nicht Vorstellen, dass die Fans vorm Stadion die 2.000
Euro aufbringen konnten. Im Stadion hörte man dann nur mehr die
Laibach Fans. Denen störte es auch nicht, dass die Berliner das
2-0 erzielten. Dieses zweite Tor brachte kurz Stimmung in den Sektor.
Sonst war es, bis auf vereinzelte „Austria Wien“ Rufe, von
so manchen Anwesenden Wienern, still. Diese Still gab uns die
Möglichkeit, zu überlegen, wie es bei uns wäre, wenn
jemand zu uns während einem Spiel sagt, wir mögen uns bitte
beim nächsten Polizeibeamten melden. Die zweite Halbzeit war vor
allem deswegen langweilig. Keine Stimmung. Nur 2 Transparente blieben
hingen. Der "Schiefe" dazu :"Zwa Fetzn?! Wia bei da Austria.
Atzgersdorf und Bulldogs".
Keine Stimmung. So sehnte man sich schon zum Schlusspfiff. Die Hertha
Spieler bedankten sich bei den Mitgereisten Fans, die noch im Stadion
waren, verzichteten aber auf die Siegeswelle. Mich hat es schon
gestört dass die Fans, ihre Mannschaft im Stich gelassen hatten
und dabei trotzdem bei der Polizei unten nichts erreicht hatten. Weiter
wollten wir uns nicht damit vertiefen und fuhren deswegen gleich nach
Hause.
Natürlich ging es neben der Autobahn. War ja billiger. In
Schützen besuchten wir noch Herzi, der uns aber nicht in seinen
Palast reinlassen wollte. Weil ich den „Schiefn“ noch nach
Wien brachte, kam ich erst um 5 Uhr Morgens heim. Trotz dieser
komischen Aktion, hat sich dieser Ersatzausflug nach Slowenien
ausgezahlt.