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Übersicht Stadien
Übersicht Stadien in Belgien
König-Baudouin-Stadion
Brüssel
Das
König-Baudouin-Stadion ist eine Konzert- und Wettkampfstätte in
Brüssel, Belgien. Sie trug bis 1985 den Namen Heysel-Stadion und wurde
Mitte der 90er Jahre zu einer Multifunktionsarena umgebaut. Das mit
rund 50.000 Sitzplätzen größte Stadion Belgiens war im Jahr 2000 bis
zum Halbfinale einer der neun Austragungsorte der
Fußball-Europameisterschaft 2000. Seit 1977 findet hier auch das
Memorial Van Damme statt, eines der renommiertesten
Leichtathletik-Meetings weltweit, welches zur Serie der IAAF Golden
League zählt.
Das Heysel-Stadion wurde Ende der 1920er Jahre
errichtet und 1930 anlässlich der 100-jährigen Unabhängigkeit Belgiens
als "Stade du Centenaire" (Stadion der Hundertjahrfeier) offiziell
eröffnet. Das Stadion bot seinerzeit etwa 70.000 Menschen Platz und
entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer legendären
Sportstätte mit vielen internationalen Fußballspielen. In erster Linie
bot sie der belgischen Fußballnationalmannschaft ein Zuhause. Sie war
aber auch in den Jahren von 1958–1985 sieben Mal Austragungsort der
Endspiele um den Europapokal der Landesmeister und der Pokalsieger.
Zählt man das 1974 erforderlich gewordene Wiederholungsspiel hinzu, in
dem sich schließlich der FC Bayern München mit 4:0 (zwei Tage zuvor
1:1) gegen Atlético Madrid durchsetzen konnte, waren es sogar acht
Spiele.
Im Jahr 1972 war das Königreich Belgien Ausrichter der
Fußball-Europameisterschaft und Brüssel Ort des Endspiels zwischen
Deutschland und der Sowjetunion. Vor rund 43.000 Zuschauern sicherte
sich die DFB-Elf im Heysel-Stadion – zwei Jahre vor dem WM-Sieg im
eigenen Land – den ersten Europameister-Titel.
Katastrophe von Heysel 1985
Am
29. Mai 1985 endete die Geschichte des Heysel-Stadions mit einer
Katastrophe. Unmittelbar vor Beginn des Europapokal-Endspiels zwischen
Juventus Turin und dem FC Liverpool kam es zu einer Auseinandersetzung
zwischen betrunkenen britischen Hooligans und italienischen Anhängern
im Block Z. Dort hätten sich eigentlich "neutrale", belgische Zuschauer
aufhalten sollen. Schließlich stürmten die englischen Schläger den
mehrheitlich mit Italienern besetzten Block und lösten damit eine
Massenpanik aus, in der zahlreiche Menschen totgetrampelt und an den
Zäunen und Mauern erdrückt wurden. Eine dieser Mauern des inzwischen
baufällig gewordenen Heysel-Stadions brach unter diesem Druck zusammen.
Während des gesamten Ereignisses waren die belgischen Sicherheitskräfte
überfordert, weil sie nicht genügend Polizisten bereitgestellt hatten.
Das
Spiel zwischen beiden Mannschaften, welches trotz der Geschehnisse –
auch aus Sicherheitsgründen – angepfiffen wurde, endete mit 1:0 für
Juventus Turin durch einen von Michel Platini verwandelten Elfmeter
nach einem Foul an Zbigniew Boniek. Platini kommentierte das Spiel
später mit den Worten: „Wenn im Zirkus der Seiltänzer abstürzt, schlägt
die Stunde der Clowns“. Die im ZDF geplante Fernsehübertragung wurde
noch vor Spielbeginn abgebrochen. Reporter Eberhard Figgemeier
kommentierte die (noch live übertragenen) Ausschreitungen.
Am
Ende waren 39 Menschen tot und über 400 teils schwer verletzt.
Englische Vereine wurden in der Folge für fünf Jahre gänzlich von
internationalen Pokalwettbewerben ausgeschlossen, der FC Liverpool
durfte gar für sieben Jahre nicht mehr international auftreten.
Dutzende Hooligans und unter anderem auch etliche Funktionäre wurden
teilweise erst Jahre später vor Gericht gestellt und verurteilt,
darunter ein korrupter Funktionär. Er hatte Karten für Block Z nicht an
neutrale Zuschauer, sondern an italienische Reisebüros verkauft.
Das
Stadion stand einige Jahre leer und wurde schließlich zum
König-Baudouin-Stadion umgebaut. Zur Erinnerung an den 29. Mai 1985 ist
am zwanzigsten Jahrestag am Ort des Geschehens eine Erinnerungsstätte
eingeweiht worden: eine sechzig Quadratmeter große Sonnenuhr, die die
Namen der 39 Toten von damals einschließt.
Das
König-Baudouin-Stadion wurde am 23. August 1995 mit einem
Freundschaftsspiel zwischen Belgien und Deutschland (1:2) offiziell
eingeweiht. Entgegen dem derzeitigen Trend wurde auch das vollkommen
neugestaltete Stadion wieder mit einer Leichtathletikbahn versehen und
ist somit kein reines Fußballstadion.
Auch wenn die neue
Brüsseler Arena nicht mehr den Geist des Heysel-Stadions atmet, knüpft
sie aber weiter an die Traditionen der alten Spielstätte an. Im Jahr
2000 war Belgien zusammen mit den Niederlanden Ausrichter der
Fußball-Europameisterschaft und trug im König-Baudouin-Stadion die drei
Gruppenspiele der Belgier (darunter das Eröffnungsspiel gegen
Schweden), zwei Viertel- und eine Halbfinal-Begegnung aus. Vier Jahre
zuvor gab es hier bereits wieder das erste Europapokalendspiel (Paris
St. Germain – Rapid Wien 1:0) zu sehen. Inzwischen genügt das Stadion
nicht mehr den allerhöchsten Anforderungen der UEFA.